Chronik
Obst- und Gartenbauverein Dachau und Umgebung e.V.
Obst- und Gartenbauverein Dachau und Umgebung e.V.
Vom Lokalverein
für Bienenzucht und Obstbau zum
Obst- und Gartenbauverein Dachau und Umgebung e.V.
Nach der Gründung des Bezirksvereines für Bienenzucht und Obstbau, 1895, sollten die Mitglieder dieses Vereins auch in Dachau mit Wanderversammlungen betreut werden. Die erste Wanderversammlung in Dachau war allerdings erst 1904 und erst nach massiven Monierungen der Dachauer Mitglieder.
Am 18. Oktober 1904 wurde in den Hörhammersaal in Dachau eingeladen und es wird von einem guten Besuch berichtet.
Der 1. Vorsitzende des Bezirksvereins, Pfarrer Schmid, Petershausen, begründete das für die Dachauer unbefriedigende Versammlungsangebot mit dem Hinweis auf das gute Fachinformationsangebot in Dachau durch den Hofgartenverwalter Neumeister und die Baumschulen Lang und Flachslander im Obstbau und für die Imker mit Herrn Mergenhagen. In den Landgemeinden fehlten solche Beratungsmöglichkeiten durch Fachleute.
Aus den zur Verfügung stehenden, zum Teil sehr spärlichen Unterlagen könnte die Gründung und Entwicklung unseres Vereins so, wie nachfolgend berichtet, gewesen sein.
1906
Am 25. November 1906 wurde zur Gründung eines »Lokalvereins für Bienenzucht und Obstbau Dachau und Umgebung- in den Hörhammersaal in Dachau eingeladen. Pfarrer Schmid, Petershausen, der 1. Vorsitzende des Bezirksvereines (heute Kreisverband), erklärte diese Gründung mit dem Beschluß der Hauptversammlung des Bezirksvereins in Schwabhausen im gleichen Jahr. Nachdem der Bezirksverein jetzt seine Mitglieder in 48 Gemeinden hätte, wäre eine fruchtbare Vereinsarbeit nur noch durch die Gründung von Lokalvereinen möglich. Nach Indersdorf, Schwabhausen und Petershausen wolle man deshalb auch in Dachau einen Lokalverein einrichten. Der Lokalverein Dachau solle mit den Obmannschaften Etzenhausen, Günding, Bergkirchen, Prittlbach, Peilheim, Augustenfeld, Hebertshausen, Feldgeding, Eisolzried und Ampermoching gegründet werden.
Für den Vorstand stellten sich zur Verfügung als 1. Vorsitzender Hauptlehrer Hans Stöb, Dachau, als 2. Vorsitzender Lehrer Hartlmeier, Bergkirchen, als Schriftführer Kaufmann Lindermiller, Dachau, und als Kassier Schneiderrneister Trinkgeld, Dachau. Als Obleute werden für Dachau der Postbote Bernbeck und für Etzenhausen Matthias Groißmeier vorgeschlagen. Alle wurden einstimmig gewählt. Der Vereinsbeitrag wurde mit einer Mark im Jahr festgelegt.
Imker und Obstgärtner waren, wie im Bezirksverein, in einem Verein beisammen.
1907
Bereits am 21. April ist eine selbständige Informationsversammlung des Lokalvereins im Hörhammersaal. Ein zweiseitiger Zeitungsbericht im Arnper-Boten berichtet von einer Fülle von Fachinformationen für Bienenzucht und Obstbau. Bereits am 16. Juni ist wieder eine Fachinformation mit dem Konsulenten Rebholz (Kreisverband für Oberbayern) mit den Themen: » Wie können Landwirte mit Obstverkauf die gestiegenen Betriebskosten ausgleichen«, »Unsere Klima- und Bodenlage ist für den Obstbau geeignet-.
Weitere Fachversammlungen in Prittlbach mit Kaplan Minderer – Bergkirchen, in Peilheim mit Konsulent Rebholz und in Bergkirchen mit Lehrer Hartlmeier wie auch in Eisolzried werden in der Presse sehr detailliert beschrieben. Es stehen zwei Baumwarte zur Verfügung, und zwar Moosreiner, Dachau, Burgfriedenstraße 8 und Scheck, Deutenhofen, deren Arbeitseinsatz gegen Bezahlung erfolgte. Sie beraten bei der Platzwahl für Obstbäume, Sortenwahl, Anlage eines Obstgartens, den Pflanzabständen, Pflanzgruben, der Düngung, beim Baumschnitt, Spalierobst, der Schädlingsbekämpfung, Ernte, Verpakkung von Obst zum Verkauf, beim Mosten und der Obstbaumveredelung. Am 26., 27. und 28. Oktober ist ein Obstbaumpflegekurs durch Kreiswanderlehrer Reichenbach (Kreisverband für Oberbayern). Die Teilnehmer werden mit Namen in der Presse veröffentlicht.
Der Verein vermittelt interessierten Mitgliedern die Teilnahme am Obstverkaufsmarkt in München.
1912
übernimmt Pfarrer Stoll, Bergkirchen, den ersten Vorsitz im Lokalverein Dachau. Der Konsulent Rebholz hält erstmals Vorträge über Gemüseanbau im Hausgarten.
1914
Am 15. März ist die Hauptversammlung des Obstbauvereins Dachau und Umgebung. Der 1. Vorsitzende, Pfarrer Stoll, Bergkirchen, stellt den Antrag, die Ortsobmannschaften sollten ab 1915 eigene Vereine bilden und der Dachauer Verein sollte mit dem Gartenbauverein zu einem Verein zusammengehen.
Nach lebhafter Debatte wurde dieser Antrag abgelehnt mit der Begründung, daß die Dachauer Mitglieder mit den Ortsobmannschaften sehr gut auskommen. Der Lokalverein hat nun 250 Mitglieder, in Dachau 74, Bergkirchen 47, Bachern 26, Hebertshausen 21, Pellheim 20, Günding 18, Prittlbach 18, Etzenhausen 14 und Ampermoching 12. Die Einnahmen betragen 582,82 Mark, die Ausgaben 169,90 Mark, der Kassenbestand beträgt also 412,92 Mark Die Versammlungen des Obstbauvereins werden anscheinend schwächer besucht, als die des Gartenbauvereins, der mit Fachinformationen stark in den öffentlichen Vordergrund tritt.
1915
Der Gartenbauverein hält regelmäßig Monatsversammlungen im Zieglerbräu, die anscheinend unterschiedlich besucht werden. Der Gartenbauverein verteilt in der Klosterschule an die Kinder der 3. und 6. Klasse Blumenpflanzen zum Anbau und zur Pflege. Von 100 verteilten Pflanzen kommen 52 zur Prämierung. Der Zeit entsprechend werden die Versammlungsthemen voll auf den » Kriegsgartenbau – Obst- und Gemüseanbaueingestellt. Blumen werden nur ganz gelegentlich angesprochen. Beim Gartenbauverein wird bei der Generalversammlung vom ersten erfolgreichen Vereinsjahr berichtet. Zum ersten Mal wird vom Heimgartenwesen gesprochen. Ob beim Obstbauverein eine Versammlungstätigkeit war, kann nicht festgestellt werden.
1916
Der Gartenbauverein hält seine Monatsversammlungen ab; im Amperboten wir davon berichtet. Thema: Gemüseanbau im Krieg. Die Beschlagnahme des Obstes durch die Kommunalverwaltung verursacht Aufregung unter der Bevölkerung.
1918
Der Obstbauverein lädt zu Baumwärterkursen nach Weihenstephan ein; Lehrgangshonorar 15,- Mark, das die Interessenten selbst bezahlen müssen; auch für Kost und Wohnung müssen sie selbst aufkommen. Wieder behördliche Obstbeschlagnahme. Obstbezugsscheine werden an die Bevölkerung ausgegeben. Der Gartenbauverein hält Fachveranstaltungen für Obstbaumverjüngung und Schädlingsbekämpfung mit Unterstützung der Agrikultur der Botanischen Anstalt München.
1919
Am 1. März und 22. April lädt der Gartenbauverein zu Versammlungen ein. Im Hofgarten Dachau, bei Flachslander in Udlding und Ziesche in Unterbachern werden Obstbau-Beratungsstellen eingerichtet. Am 21. Dezember hält nach längerer Unterbrechung auch der Obstbauverein erstmals wieder eine Versammlung. Es wird in der Presse angekündigt, daß der Obstbauverein seine Vereinstätigkeit wieder voll aufnehmen wird.
Anscheinend haben sich die beiden Dachauer Vereine, Gartenbauverein und Obstbauverein, nun doch zusammengeschlossen. Es kann angenommen werden, daß Max Ziesche nun den neuen Verein leitete. Von jetzt an wird nur noch von einem »Obst- und Gartenbauverein Dachau und Umgebung« berichtet. Schriftführer und Kassier war in Personalunion Martin Weinsteiger sen.
1920
Nachdem nun Bezirksamtmann Dr. Dekker den Bezirksverein leitete und der Bezirksgärtner Friedl angestellt wurde, scheint von dort aus der Einfluß für einen Zusammenschluß stärker geworden zu sein und hat auch zum Erfolg geführt.
Im Vorstand ist jetzt Josef Götschl 1. Vorsitzender und Heinrich Rhein Schriftführer und Kassier.
Bei der Obstausstellung des Bezirksvereins auf dem Dachauer Volksfest beteiligen sich auch Mitglieder des Obst- und Gartenbauvereines. Frau Petersen und Gärtner Hengerer werden als Preisträger geehrt.
1921
Es werden Ausflüge zu den Obstgärten in Unterbachern und St. Ottilien durchgeführt. Der Obst- und Gartenbauverein Dachau und Umgebung wird nun anscheinend von Götschl und Ziesche gemeinsam geleitet.
Der Bezirksgärtner Friedl hält am 10. März in Dachau einen theoretischen Obstbaumpflegekurs und am Nachmittag werden die Obstgärten Schuster, Augustenfeld, Hofgarten, Stöb und Weinsteiger in Dachau besichtigt. Aus Ampermoching wird von einem Obmann Schmid berichtet.
1923
Bei der Hauptversammlung des Obst- und Gartenbauvereins am 26. März halten Kreiswanderlehrer Reichenbach und Bezirksgärtner Friedl Vorträge über Fensterblumenschmuck und Bekämpfung von Obstgehölzschädlingen. Es wird von einem Kreiszuschuß von 3 000 Mark für Bekämpfungsmaßnahmen gegen Blutlaus und Stachelbeermehltau berichtet. Die Mitglieder erhalten auf Antrag die Abschußerlaubnis für Amseln. Bezirksgärtner Friedl hält Kurse für die Verwertung des Beerenobstes. Der Obstgarten St. Ottilien wird besichtigt . Im Amper-Boten werden spaltenweise Kulturanleitungen für Obst- und Gemüseanbau veröffentlicht.
1924
Besonders Frauen und Mädchen werden vom Obst- und Gartenbauverein zu Obstverwertungskursen durch Bezirksgärtner Friedl nach Unterbachern eingeladen. Interessant ist die Jahresbeitragsleistung der Mitglieder in dieser Zeit: 1920 = 3 RM, 1921 = 5 RM, 1922 = 15 RM, 1923 = 100 RM (Inflation).
1926
Bei der Preisverteilung beim Fensterblumenschmuck werden als Preisträger genannt: Schwarz, Höfler, Reim, Hörhammer, Fiederer, der Pfarrhof und Dr. Welsch. Die Baumwarte schneiden, veredeln und spritzen auf Anforderung bei den Mitgliedern die Obstbäume gegen Entgelt.
Der Vereinsbeitrag beträgt 2 RM, die Fachzeitschrift »Gartenwegweiser« kostet 3,50 RM im Jahr.
1935
Der Obst- und Gartenbauverein zählt 31 Mitglieder, 28 in Dachau, 1 in Augustenfeld, 1 in Mitterndorf, 1 in Etzenhausen. Vortragsthemen: » Die Bedeutung des Gartens für die Volkswirtschaft und Einzelwirtschaft«.
1946
Nach dem Kassenbuch zahlen 120 Mitglieder Beiträge. Spritzmittel werden vom Obst- und Gartenbaubedarf für 297 RM gekauft und an die Mitglieder zum Einkaufspreis abgegeben.
1950
Nun wird der Verein wieder aktiv. Es werden wieder Informationsversammlungen abgehalten. Die Versteigerung von Stachelbeerbäumchen weckt das Interesse der Mitglieder und bringt Geld in die Vereinskasse. Es wird zum Besuch der Dahlienschau von Martin Winter, Großberghofen, in Unterweikertshofen eingeladen. Die Winterspritzung wird den Mitgliedern vom Verein mit einer mobilen Motorspritze angeboten.
1952
Lichtbildervorträge des Kreisfachberaters Jakob Mertl mit Fachthemen, wie Obstbaumpflege, Düngung und Schädlingsbekämpfung werden eingeführt. Für die Stadt Dachau werden Baumspritzarbeiten ausgeführt. Im Kassenbuch stehen dafür 300,- DM als Einnahmen. Eine zweite fahrbare Karrenspritze wird gekauft. Informationsausflüge nach Lindau, Weihenstephan und Wasserburg finden großen Anklang.
1955
Der Verein hat 113 zahlende Mitglieder. Der Jahresbeitrag ist 3,- DM und die Aufnahmegebühr 2,50 DM. Es wird eine Rückenspritze gekauft.
1958
Albert Kaesberger wird Kassier. Eine Topfpflanzenversteigerung wird eingeführt und bringt zusätzlich Geld in die Vereinskasse. Ein Vorführgerät für Lichtbilder wird gekauft.
1959-1960
In dieser Zeit hatte der Verein zwischen 103 und 112 Mitglieder. Der Jahresbeitrag wurde auf 4,50 DM angehoben. Weil die finanziellen Mittel nicht ausreichten, konnte eine weitere Rückenspritze für etwa 400,- DM nicht gekauft werden.
1973-1977
Fachvorträge gehörten nun zum ständigen Versammlungsprogramm. Die geselligen Ausflüge finden großen Anklang.
1982
Der Verein hat nun 113 zahlende Mitglieder. Erstmals taucht das Thema »Kompostieren« bei den Fachinformationen auf. Zahlreiche langjährige Mitglieder wurden mit goldenen, silbernen und bronzenen Ehrennadeln ausgezeichnet. Dem Kassier Kaesberger wurde mit der Ehrenmitgliedschaft gedankt.
1989
Altersbedingt wechselt nun fast der gesamte Vorstand.
Gewählt werden Josef Blöckl 1. Vorsitzender, Otto Hefele 2. Vorsitzender, Elfriede Samenfink Schriftführerin, Peter Huber Kassier, Adolph Diehm Ehrenvorsitzender. Beiräte: Klaus Altendorfer, Albert Kaesberger, Hubert Silberleiter, Hans Winter, Albert Reinwald, Rudolf Samenfink. Der Verein gibt sich eine Satzung.
1992
Um die St-Leonhard-Kirche in Webling werden nach deren Renovierung Sträucher gepflanzt. Der 4-Tage-Ausflug geht nach Vorarlberg. Der Obstgarten des Landesobmannes für Obstbau in Bludenz wird besucht. Kurse für Obstgehölze schneiden und veredeln werden gut angenommen. Nach langer Sucharbeit im »Amper-Bote« konnte nun das richtige Gründungsdatum des Vereins gefunden werden; wie in dieser Chronik beschrieben, war es das Jahr 1906. Ein Staudentausch unter den Mitgliedern wird eingeführt.
Am städtischen Naturerholungsgelände in Dachau-Süd wird ein Feldkreuz mit einer Widmungstafel aufgestellt. Dieses wird am 27. September durch Prälat Ernst Blöckl, dem Bruder des Vorsitzenden, mit einer Feldmesse eingeweiht.
1993
Aus den Jahresprogrammen werden die Vereinsziele deutlich: fachliche Information für die Mitglieder, Traditionspflege im Vereinsrahmen und für die Mitglieder eine gesellschaftliche Heimat unter Gleichgesinnten. Von der Stadt wird die Streuobstwiese am Naturerholungsgelände dem Verein zur Pflege übergeben; keine einfache Aufgabe. In die Fachthemen wird der » Umweltgerechte und naturnahe Garten« aufgenommen. Der 4-Tage-Ausflug geht nach Thüringen mit Schwerpunkt !GA-Gelände Erfurt.
1996
Herausragend im Jahresprogramm ist das 90jährige Gründungsjubiläum am 28./29. September.
2017
8.3.2017 plötzlich und unerwartet verstirbt der 1. Vorstand Lothar Anders und hinterläßt eine große Lücke.
Vorstände des Vereins seit Gründung (soweit feststellbar) | ||||
Jahr | 1. Vorsitzender | 2. Vorsitzender | Schriftführer | Kassier |
1906 | Hans Stöb, Hauptlehrer | Hartlmeier, Lehrer | Lindermiller | Trinkgeld |
1912 | Otto Stall, Pfarrer, Bergkirchen | |||
1919 | Max Ziesche, Bachern | Martin Weinsteiger | Martin Weinsteiger | |
1920 | Josef Götschl | Heinrich Rhein | Heinrich Rhein | |
1926 | Heinrich Rhein | |||
1940 | Heinrich Rhein | Dorothea Gallenmüller | Paul Burkert | |
1947 | Heinrich Rhein | Dorothea Gallenmüller | Bartholomäus Weber | |
1949 | Andreas Augustin | Michael Burghart | HansMeil | Bartholomäus Weber |
1955 | Andreas Augustin | Michael Burghart | Hans Meil, Dorothea Gallenmüller | Anton Zollbrecht |
1958 | Andreas Augustin | Michael Burghart | Hans Meil, Dorothea Gallenmüller | Albert Kaesberger |
1961 | Michael Burghart | Adolph Diehm | Hans Meil, Dorothea Gallenmüller | Albert Kaesberger |
1968 | Michael Burghart | Adolph Diehm | Ernst Widemann | Albert Kaesberger |
1972 | Michael Burghart | Adolph Diehm | Hubert Silberleiter | Albert Kaesberger |
1978 | Adolph Diehm | Albert Kaesberger | ||
1982 | Adolph Diehm | Otto Hefele | Hubert Silberleiter | Albert Kaesberger |
1989 | Josef Blöckl | Otto Hefele | Elfriede Samenfink | Peter Huber |
2002 | Lothar Anders | |||
2003 | Kurt Weckerlein | Heinz Decker | Waltraud Anders | Lothar Anders |
2007 | Lothar Anders | Heinz Decker | Waltraud Anders | Rainer Ehrmann |
zum 21.2.2019 erfolgte eine Umwandlung in “Obst- und Gartenbauverein Dachau und Umgebung e.V.” mit Eintrag
ins Vereinsregister.